Bundesanleihen und Bundeswertpapiere sind unter privaten wie institutionellen Anlegern beliebt. Wie funktionieren sie und was sollten Anleger beachten?
Bundeswertpapiere sind Anleihen, die von der Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland herausgegeben werden.
Sie sind Schuldverschreibungen, mit denen sich die Bundesrepublik von institutionellen Anlegern (und ehemals auch Privatanlegern) Geld zur Finanzierung der Staatsausgaben leiht. Damit fallen Sie in die Kategorie der Staatsanleihen.
Als Anleihen besitzen sie eine feste Laufzeit, eine fixe oder an die Inflation gekoppelte Verzinsung (Kupon) und meist jährliche Zinszahlungen. Es gibt jedoch auch Bundeswertpapiere, die nicht verzinst werden.
Die für Privatanleger relevanten Bundeswertpapiere sind börsennotiert und liquide handelbar. In der Regel befinden sich 60-70 Bundeswertpapiere gleichzeitig im Umlauf.
Bundeswertpapiere werden in erster Linie nachgefragt, weil sie aufgrund der Bonitätsstärke des deutschen Staates als sehr sicher gelten.
Beispielsweise wurden sie in der Vergangenheit, als sie noch an Privatpersonen vermarktet wurden, humorvoll als „die entspannendste Geldanlage Deutschlands“ beworben.
Den alten Werbespot für Bundeswertpapiere können Sie u.a. noch auf Youtube finden.
Bundeswertpapiere sind sogar eine der wenigen mündelsicheren Geldanlagen, das heißt sie dürfen von einem Vermögensverwalter für eine nicht mündige Person gekauft werden.
Bundeswertpapiere werden deshalb beispielsweise von folgenden Gruppen gekauft:
2012 wurde das Privatkundengeschäft der Bundesfinanzagentur offiziell eingestellt. Auf Privatanleger ausgerichtete Produkte unter den Bundeswertpapieren, wie beispielsweise die „Tagesanleihe“, sind nicht mehr erhältlich. Außerdem können Privatanleger nicht mehr bestimmte Wertpapiere gebührenfrei bei der Bundesfinanzagentur kaufen und verwahren lassen.
Sie haben jedoch über die Börse die Möglichkeit, Anteile an Bundeswertpapieren, welche an Banken ausgegeben werden, zu kaufen. Diese können sie wie Aktien oder andere Anleihen über ein Wertpapierdepot bei der Hausbank oder einem Broker erwerben.
Die Stückelung, das heißt die kleinste handelbare Einheit, beträgt in der Regel 0,01 Euro.
Wie andere Anleihen fallen für die Bundeswertpapiere selbst keine laufenden Gebühren an. Es können jedoch folgende Nebenkosten entstehen:
Da Privatanleger Bundesanleihen nicht bei der Emission zum Nennwert kaufen können, ist der Kupon keine adäquate Kennzahl zur Berechnung der Rendite. Aussagekräftiger ist das Verhältnis des Kupons zum Kurs, den der Anleger beim Kauf eines Bundeswertpapiers an der Börse bezahlen muss.
Bundesanleihen werden zu so hohen Kursen gehandelt, dass die Renditen meist negativ sind. Anleger sollten beachten, dass eventuelle Ordergebühren und Depotgebüren sich zusätzlich auf die Rendite auswirken können.
Eine Übersicht der Kurse und Renditen von Bundeswertpapieren wird regelmäßig von der Bundesbank herausgegeben.
Gängige Finanzierungsinstrumente des Bundes haben folgende Laufzeiten, Kupons und Renditen:
Anleihe | Laufzeiten | Kupon der letzten Neuemission | Renditen der letzten Neuemission lt. Bundesbank (Stand 01.07.2019) |
Unverzinsliche Schatzanweisungen ("Bubills") | 6 Monate | „Bubills“ werden nicht verzinst, sondern zu einem niedrigeren Kurs als dem Nennwert ausgegeben. Sie sind effektiv endfällig. | - |
Bundesschatzanweisungen ("Schätze") | 2 Jahre | 0,00 % | -0,75 % |
Bundesobligationen (Bobls) | 5 Jahre | 0,25 % | -0,65 % |
Bundesanleihen (Bunds) | 10 oder 30 Jahre | 0,25 % oder 1,25 % | -0,33 % oder 0,27 % |
Als Schuldverschreibungen haben alle Bundeswertpapiere das Risiko von Verlusten bis hin zum Totalverlust, falls der Emittent, das heißt die Bundesrepublik Deutschland, insolvent wird. entwickelt.
Eine Insolvenz des deutschen Staates gilt gemeinhin als sehr unwahrscheinlich, da Ratingagenturen dem deutschen Staat eine sehr hohe Kreditwürdigkeit bescheinigen. ab.
Faktisch kann sie jedoch nicht ausgeschlossen werden. Staatsbankrotte mit Schuldenschnitten gab es in der europäischen Geschichte immer wieder, unter anderem auch in Deutschland.
Wenn Anleger ein Bundeswertpapier vor dem Fälligkeitstermin (Rückzahlungstermin) an der Börse verkaufen wollen, besteht das Risiko, dass sie nicht die erhofften Verkaufspreise erzielen können.
Der Kurs von Bundeswertpapieren ist von vielen Faktoren abhängig, wie beispielsweise dem allgemeinen Zinsniveau. Wenn es sinkt, sinken die Börsenkurse für laufende Anleihen. Im Umkehrschluss können Anleger auch Gewinne mit Kurssteigerungen erzielen, wenn das Zinsniveau sinkt.
Die meisten Bundeswertpapiere bieten Renditen, die unter dem Inflationsniveau liegen oder sogar negativ sind. Investoren riskieren deshalb, mit ihrem Investment laufend an Kaufkraft zu verlieren.
Mit inflationsindexierten Bundeswertpapiere lässt sich dieses Risiko etwas abfedern, doch bieten auch diese meistens keine Renditen über dem Inflationsniveau.