Mit 40 in den Ruhestand – was für Viele wie ein Traum klingt, wollen Mitglieder der F.I.R.E-Bewegung tatsächlich schaffen. Wie soll das gehen? Und wie vertrauenswürdig ist das Versprechen von der „finanziellen Unabhängigkeit?“
Was ist die F.I.R.E-Bewegung?
Die Abkürzung F.I.R.E. steht für „Financial Independence, Retire Early“ (deutsch: „Finanzielle Unabhängigkeit, früh in den Ruhestand gehen“). Die Mitglieder dieser informellen Bewegung streben nach finanzieller Unabhängigkeit, d.h.: einem Vermögen, das ausreicht, lebenslang nicht mehr zur Erwerbsarbeit gezwungen zu sein.
Die Idee hinter dem Konzept basiert unter anderem auf dem 1992 erschienen Buch „Your Money Your Life“ von Vicki Robin und Joe Dominguez. Ein weiterer Vorreiter der F.I.R.E-Bewegung ist der kanadische Softwareentwickler Peter Adeney, der unter dem Blog-Namen „Mr. Money Mustache“ bekannt ist.
Als das Lebensideal von F.I.R.E. gilt ein Ruhestand mit 30 oder spätestens mit 40 Jahren. Damit muss jedoch kein „inaktiver“ Lebensstil gemeint sein. Manche Vertreter*Innen von F.I.R.E. streben an, ihre Arbeitszeit drastisch zu reduzieren oder nur noch Arbeit zu verrichten, die ihnen Freude macht.
Obwohl die „finanzielle Unabhängigkeit“ ein beträchtliches Vermögen erfordert, richtet sich die Idee nicht nur an Wohlhabende. Sie soll vielmehr einer breiten Masse zugänglich sein, wenn diese ihr Leben planvoll umgestaltet.
Als Grundpfeiler gelten die zielgerichtete Erhöhung des Erwerbseinkommens, ein bewusster und sparsamer Lebensstil sowie der aktive Vermögensaufbau mit Investitionen. In Deutschland hat das Gedankengut von F.I.R.E. unter dem Namen „Frugalismus“ bereits einige Bekanntheit erreicht.
Was ist „Frugalismus“?
Das Wort „frugal“ leitet sich von lateinischen frūgālis ab, welche „nützlich“, oder „sparsam“ bedeutet. Der Frugalismus ist eine Spielart des „Minimalismus“ – einer Bewegung, die mit Konsumreduktion die Lebensqualität erhöhen möchte.
Vertreter*Innen des Frugalismus möchten durch aggressives Sparen genug Vermögen aufbauen, um „finanziell unabhängig“ und nicht mehr zur Erwerbsarbeit gezwungen sein.
Häufig geht das mit einer Einstellung einher, die die Gleichsetzung von Lebensqualität und Konsum ablehnt. Frugalist*Innen glauben, dass die meisten Ausgaben unnötig sind und mit einer bewussteren Einstellung zum Konsum gut vermieden werden können.
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Gleichzeitig versuchen sie, die Dinge, auf die sie nicht verzichten möchten (z.B. Reisen, gutes Essen etc.) mit diversen Tipps und Tricks deutlich günstiger zu gestalten. Hierfür hat sich eine Gemeinschaft gebildet, die sich online und bei Präsenzveranstaltungen austauscht.
Wichtig ist, dass der Frugalismus heterogen ist und seine Vertreter*Innen ihn aus unterschiedlichen Motiven heraus praktizieren. Während Manche den Fokus auf „Achtsamkeit“ und bewussteren Konsum legen, möchten andere so schnell die finanzielle Unabhängigkeit erreichen und sparen so streng wie möglich. Auch die Reduktion des eigenen „ökologischen Fußabdruckes“ kann ein treibender Grund dafür sein, Frugalist*In zu werden und Konsumverzicht zu praktizieren.
Antiker Vorgänger des Frugalismus: Der Hedonismus
Die F.I.R.E-Bewegung ist erst vor wenigen Jahren in USA entstanden, jedoch wurden ähnliche Ideen bereits in der Antike praktiziert.
Der Begriff „Hedonismus“ wird heute oft mit ungezügeltem und gedankenlosem Konsum assoziiert, doch vertrat die antike Schule des Hedonismus unter dem Philosophen Epikur deutlich andere Ideen.
Sie postulierte, dass das Streben nach Lust und der Vermeidung von Unlust der einzige moralische Kompass des Menschen sind. Eine darüberhinausgehende Instanz, die ethische Gesetze postulieren könnte, gibt es nicht.
Lust wurde als der Zustand schmerzfreier, unbewegter Ruhe definiert, der primär durch die Beseitigung von Schmerz und Unruhe erreicht werden kann.
Diese kann jedoch nicht immer durch Konsum und Unterhaltung bewerkstelligt werden, weil der Mensch vulnerabel und abhängig von der Umwelt ist. Krankheit, Krieg oder andere Unglücke können selbst eine mächtige und wohlhabende Person schnell in Armut und Isolation stürzen.
Als logische Folge empfahl der Hedonismus die Gewöhnung an einen möglichst niedrigen Lebensstandard. Dadurch sollte die eigene Resilienz aufgebaut werden: Wer wenig gewohnt ist, kann auch in schlechten Zeiten zufrieden sein. Außerdem vertraten Hedonist*Innen die Auffassung, dass zügelloser Konsum zu einem Gewöhnungseffekt führt und bewusster Konsumverzicht somit die Genussfähigkeit steigert.
Wie funktioniert der Weg zum Frühruhestand mit „F.I.R.E.“?
Das F.I.R.E.-Konzept nennt einige Grundmaßnahmen, die zur finanziellen Freiheit führen sollen. Dabei gibt es keine starre Anleitung, wie die einzelnen Maßnahmen umgesetzt werden sollen.
Je nach Lebensplanung sind unterschiedliche Ausprägungen möglich. Manche F.I.R.E-Mitglieder konzentrieren sich auf die Erhöhung Ihres Einkommens, während andere Ihr Vermögen primär mit strengen Sparmaßnahmen aufbauen wollen.
F.I.R.E-Zahl festlegen
Als persönliches Ziel legen die Mitglieder eine sogenannte „F.I.R.E-Zahl“ fest. Dabei handelt es sich um jene Summe an Vermögen, die für den Frühruhestand ausreicht. Sie ist von den persönlichen Umständen und dem angestrebten Lebensstandard abhängig.
Als Hilfestellung wird häufig die „4 %-Regel“ verwendet. Sie entstammt einer als „Trinity Study“ bekannten Forschungsarbeit, die anhand historischer Daten verschiedene Entnahmestrategien aus einem breit gestreuten Aktien- und Anleihenportfolio testete. Ihre zentrale Erkenntnis besagt: Bei einer konstanten Entnahmerate von 4 % pro Jahr reichte das Portfolio-Vermögen zu allen Startzeitpunkten mindestens 30 Jahre) lang aus.
Als Umkehrschluss daraus wird meist das 25-fache der geplanten jährlichen Ausgaben als F.I.R.E-Zahl festgelegt.
Sparquote erhöhen
Um ihr Vermögen aufzubauen, versuchen Mitglieder der F.I.R.E-Bewegung so viel zu sparen wie möglich. Sie sparen oft 50 % und in Extremfällen sogar 80 % ihres monatlich verfügbaren Einkommens.
Ein Mittel dazu ist die Konsumreduktion – die eigenen Ausgaben werden auf das Wesentliche beschränkt, nicht notwendige Konsumausgaben werden vermieden.
Darüber hinaus betrieben F.I.R.E-Mitglieder eine aktive Kostenminimierung. Sie versuchen, mit zahlreichen Tipps und Tricks ihre Lebenshaltungskosten und Konsum, auf den sie nicht verzichten möchten, möglichst günstig zu gestalten. Beispiele dafür sind:
- Essen selbst kochen statt Essen gehen
- Vergünstige Lebensmittel kaufen, die fast abgelaufen oder fehlbedruckt sind
- Gemüse und Obst selbst anbauen
- Regelmäßig auf die günstigsten Mobilfunk-, Strom- und Gasverträge umsteigen
- Auf ein Bankkonto mit besonders günstigen Kreditkartenkosten umsteigen
- Unnötige Versicherungsverträge kündigen
- Wohnraum selbst bauen / renovieren
- In eine „Steueroase“ umziehen und von dort aus online arbeiten
- Bahn- und Flugreisen auf unpopuläre Zeiten legen
- Defekte Geräte reparieren statt ersetzen
- „Couchsurfing“ statt Hotels nutzen
Unternehmerische Grundeinstellung
Das F.I.R.E-Konzept hält seine Anhänger*Innen dazu an, eine unternehmerische Grundhaltung zu entwickeln und die Erträge der eigenen Arbeit gezielt zu erhöhen. Das muss nicht in eine Selbständigkeit münden, sondern kann auch in einem Angestelltenverhältnis durch Fortbildungen, das Einfordern von Gehaltserhöhungen u.Ä. umgesetzt werden.
Teilweise werden die F.I.R.E-Mitglieder auch neben den Hauptberuf aktiv und versuchen, sich mit Blogs, Online-Shops und/oder selbstständigen Dienstleistungen eine zusätzliche Einnahmequelle aufzubauen.
Anlagestrategie erstellen
Das Fundament der finanziellen Unabhängigkeit ist nach dem F.I.R.E-Konzept das aktive Investieren des gesparten Vermögens. Mit Zins- und Dividendenerträgen soll ein stetig wachsendes „passives Einkommen“ generiert werden.
Häufig werden kostengünstige Indexfonds mit einem langfristigen Anlagehorizont oder vermietete Immobilien eingesetzt.
Wo kann man mehr über die F.I.R.E-Bewegung erfahren?
Die F.I.R.E-Bewegung tauscht sich sehr aktiv im Internet aus, unter anderem in:
- Finanzgruppen auf Facebook
- Dem populären Forum r/FinancialIndependence
- Blogs wie Frugalisten.de, Firelifestyleblog.de oder „Dagoberts Nichte“
Daneben gibt es auch „Meet-Ups“ und andere Präsenzveranstaltungen, auf denen die Mitglieder der F.I.R.E-Bewegung sich austauschen.
Gibt es Kritik am F.I.R.E-Konzept?
Die meisten Kommentator*Innen sind sich einig, dass die F.I.R.E-Bewegung innovative und sinnvolle Ideen bietet. Jedoch gibt es auch einige Kritikpunkte, die gegen ihre Konzepte vorgebracht werden.
Beispielsweise wird häufig die Unschärfe des Begriffes „finanzielle Freiheit“ kritisiert. Jeder, so das Argument, könne sich darunter etwas Anderes vorstellen. Teilweise wird die Kritik zu dem Vorwurf verschärft, dass es sich um einen „inhaltslosen Marketing-Begriff“ handle, der eher den Finanzen der Autor*innen als denen der Leser*innen dienen soll.
Des Weiteren wird darauf hingewiesen, dass die frugalistische Lebensweise übertrieben werden kann. Artet die Sparneigung ins Extreme aus, wird sie potenziell zur psychischen Belastung und führt zum Verlust von sozialen Kontakten. Ein derartiges Leben wird wiederrum vom Geld regiert – statt der Prämisse „Glück durch Konsum“ steht dann jedoch ihr Negativ-Bild „Glück durch Geiz“ im Fokus.
Ein anderer Kritikpunkt ist die negative Auffassung der Erwerbsarbeit, die von F.I.R.E. vermittelt wird. Diese wird als ein Übel dargestellt, das mit Unfreiheit, Sinnleere und Unzufriedenheit einhergeht. Dagegen setzen Kritiker*Innen das Argument, dass Erwerbsarbeit auch erfüllend sein kann. Sie werfen die Frage auf, ob es sinnvoll ist, einem unbefriedigenden Beruf „nur“ 20 Jahre statt 40 Jahre zu verrichten, wenn ein Karrierewechsel vielleicht schon kurzfristig zu mehr Zufriedenheit führen könnte.
Die bekannte Vermögensverwaltung Gerd Kommer Invest spitzt dieses Argument noch zu und verweist darauf, dass bereits zu einer bescheidenen Form der „finanziellen Unabhängigkeit“ ein beträchtliches Vermögen erforderlich ist. Dieses kann man höchstwahrscheinlich nicht mit Wertpapier-Spekulationen erreichen, sondern nur mit einer Existenzgründung. Diese ist von Natur aus risikoreich, stressig und arbeitsintensiv. Somit muss man für die persönliche „Freiheit“ nach F.I.R.E. genau jenes Leben führen, das eigentlich vermieden werden soll.
Auch die Tragfähigkeit des frugalen Frühruhestands wird angezweifelt. Kann die Spar- und Entnahmeplanung auch unter Bedingungen wie Familiengründung, Alter und Pflegebedürftigkeit noch aufgehen?
Selbst wenn die persönliche Planung aufgeht, können zahlreiche Risiken die Kaufkraft des Portfolios gefährden – darunter beispielsweise eine höhere Besteuerung von Kapitaleinkünften. Somit fordert „F.I.R.E.“ harte Arbeit und strengen Verzicht für einen zukünftigen Idealzustand, der möglicherweise gar nicht realisiert werden kann.
Vereinzelt wird auch das Fehlen von sozialpolitischem Engagement im F.I.R.E-Lebensentwurf kritisiert. Die strenge Konzentration auf den eigenen Ruhestand, so der Vorwurf, geht mit einer impliziten „Absage an Staat und Gesellschaft“ einher.
Fazit
Die F.I.R.E-Bewegung ist für alle Privatanleger*Innen interessant, denn sie steht für ein neuartiges Verhältnis zu den persönlichen Finanzen. Ihre Mitglieder streben nach Freiheit von den Zwängen der Konsumgesellschaft – und nehmen dafür eine anspruchsvolle Finanzplanung und -verwaltung auf sich. Sie nutzen nicht nur Kapitalanlagen, sondern auch die gezielte Reduktion von unnötigen Ausgaben als Mittel zum Vermögensaufbau.
Die Idee der „finanziellen Freiheit“ ist umstritten und es gibt Gründe, die Versprechen der F.I.R.E-Bewegung mit Skepsis zu betrachten. Jedoch bietet sie auch in diesem Fall zahlreiche interessante Denkanstöße, um den Blick auf die eigenen Finanzen weiterzuentwickeln und effektiver Vermögen aufzubauen.
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