In diesem Artikel unserer Serie „Online Geld anlegen“ lernen Sie die sogenannten „Zinsportale“ kennen, die klassische Bankanlagen im europäischen Ausland anbieten. Erfahren Sie, welche Vorteile diese Portale bringen und warum „Einlagensicherung“ nicht gleich „Einlagensicherung“ bedeutet.
Was sind Zinsportale?
Der Gedanke hinter den Zinsportalen ist einfach: Banken im europäischen Ausland bieten bessere Zinsen als deutsche Geldhäuser, sind aber für hiesige Anleger schwer zugänglich. Die Kontoeröffnung ist meist nur persönlich und mit Kenntnissen der Landessprache möglich. Dieses Problem lässt sich durch einen professionellen Vermittler lösen.
Zinsportale machen es möglich, über einen simplen Online-Prozess die Angebote ausländischer Banken zu nutzen. Sie listen Tagesgeld- und Festgeldangebote ihrer Partnerbanken auf, unter denen ein Anleger auswählen kann. Anschließend legt dieser bei einem deutschen Treuhänder des Zinsportals ein Konto an, auf das er die gewünschte Anlagesumme überweist.
Der Registrierungsprozess erfordert nur eine einmalige persönliche Authentifizierung. Diese kann über das Postident-Verfahren oder digital mit dem Videoident-Verfahren erfolgen. hierfür ist eine Webcam oder ein Smartphone nötig. Sobald dieser Schritt erfolgt ist, kann bequem in alle auf dem Zinsportal aufgelisteten Angebote investiert werden. Das Zinsportal kümmert sich um die Abwicklung bei den ausländischen Partnerbanken.
Mittlerweile wurden auf deutschen Zinsportalen bereits Volumina von rund sieben Milliarden Euro angelegt.
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick | |
Mindestanlagesumme | Die Mindestsummen hängen i.d.R. von den Partnerbanken und nicht von den Zinsportalen ab. Je nach Angebot sind Summen ab 1.000 € - 5.000 € möglich. |
Zinsen (Stand 21.08.2018; Daten von Kritische-Anleger.de) | Die erreichbaren Zinsen hängen in erster Linie von der Laufzeit ab.
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Gebühren | Die Anlage selbst ist kostenlos für Anleger. Länder wie Polen, Portugal und Bulgarien erheben Quellensteuern auf die Zinsen. Diese können bei der deutschen Abgeltungssteuer angerechnet werden, jedoch nicht immer komplett. |
Laufzeiten | Angeboten werden Tagesgeldanlagen sowie Festgeldanlagen mit Laufzeiten zwischen 1-120 Monaten. |
Sicherheiten | Anlagen im europäischen Ausland fallen grundsätzlich unter die europäische Einlagensicherung. Warum das Ursprungsland der Bank trotzdem eine Rolle spielt, erfahren Sie im nächsten Absatz. |
Was ist das maximale Risiko für Anleger?
Solange sich die Partnerbanken im europäischen Ausland befinden, fallen Anlagen bis 100.000 € unter die europäischen Einlagensicherung.
Anders als häufig angenommen, existiert jedoch kein europäischer Einlagensicherungsfonds. Stattdessen ist jedes Land verpflichtet, eigene Fonds zur Absicherung der lokalen Banken zu schaffen. Die Volumina der Fonds decken meist 0,01 - 3,4 % der gesicherten Einlagen ab.
Eine gemeinsame Einlagensicherung als letzte Instanz ist angedacht. Diese ist allerdings noch umstritten und soll frühestens 2024 umgesetzt werden. Falls in einem Land zusätzliche Mittel zur Rettung von Spareinlagen nötig werden, ist das zunächst das Problem des jeweiligen Staates. Dieser ist gesetzlich nicht dazu verpflichtet, die Einlagen der Sparer zu schützen.
Die Sicherheit einer Bankanlage hängt also indirekt von der Bonität des Lands ab (und davon, ob im Ernstfall die EU unterstützend eingreifen wird).
Gleichzeitig befinden sich die Banken, die besonders attraktive Zinsen bieten, oft nicht in den bonitätsstärksten Ländern. So führen im August 2018 Banken aus Lettland, Malta, Estland und Italien bei dreijährigen Festgeldangeboten.
Ein über den gesetzlichen Mindeststandard hinausgehende Sicherheitsfonds, wie beispielsweise das Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe, gibt es in diesen Ländern nicht.
Wir bezweifeln, dass Länder, deren Wirtschaftskraft von den großen Ratingagenturen keine Topnoten erhält, Sparer im Schadensfall zeitnah entschädigen können. Frühestens 2024 werden die Sicherungssysteme der EU-Staaten nach einer EU-Richtlinie einen einheitlichen Mindeststandard haben.“ (Stiftung Warentest, 2016)
Noch komplizierter wird der Sachverhalt dadurch, dass die zahlungskräftigsten Länder nicht immer die Sicherungsfonds mit der höchsten Abdeckungsrate von Einlagengeldern haben. Glücklicherweise können Interessierte Anleger die Bestände der einzelnen Fonds transparent online einsehen.
Zusammenfassung: Vorteile und Nachteile
Chancen/Vorteile
- Höhere Zinsen als bei Deutschen Banken
- Die Anlage selbst ist kostenfrei für Anleger
- Anleger können mit nur einem Konto die Angebote verschiedener Banken nutzen und beispielsweise ihr Tagesgeld bequem verschieben
Risiken/Nachteile
- Die Zinsen bewegen sich aktuell häufig um das Inflationsniveau
- Ausländische Einlagensicherungssysteme erreichen oft nicht das Sicherheitsniveau der deutschen Systeme
- Manche Länder erheben eine Quellensteuer. Diese lässt sich mit einer Bescheinigung des Finanzamts reduzieren, aber nicht völlig kompensieren. In jedem Fall entsteht bürokratischer Aufwand für den Anleger
- Bei manchen Angeboten werden die Zinsen aus einer mehrjährigen Anlage erst endfällig ausgezahlt. Dann droht eine Überschreitung des Sparerfreibetrages, die ansonsten vermeidbar wäre
Zum Weiterlesen: Interessante Artikel & Studien
Dontox.de:Zinsportale im Vergleich
Der Artikel listet die Rahmendaten der größten deutschen Portale auf.
Finanztipps.cc:Zinsportale - Chancen und Risiken
Eine relativ umfangreiche Liste von Tipps, worauf Kunden bei der Auswahl eines Angebotes achten sollten.
Kritische-Anleger.de:Der Hofnarr neckt den Kaiser – Einlagensicherungen im Test
Der Artikel wirft einen näheren Blick auf das System der europäischen Einlagensicherungsfonds und Ihr Verhältnis zu den Kundeneinlagen-Summen, die sie absichern müssen.
Tagesgeldvergleich.net:Quellensteuer - Funktionsweise und Höhe im Ausland
Die Tabelle zeigt, wie hoch die Quelle in einzelnen EU-Ländern ist und wie viel in Deutschland angerechnet werden kann.
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